Die Idee hinter den Geschichten

Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Geschichtenlänge: etwa 20 Minuten
Inhalte: so vielfältig wie möglich!

Alles fing mit den Bilderbüchern meines Kindes an. Dort bot sich mir immer wieder folgendes Bild: Mutter, Vater, Kind, manchmal Zweitkind. Einfamilienhaus und gepflegter Garten. Helle Hautfarbe. Das brave Mädchen trägt einen rosafarbenen Rock, der freche Junge eine blaue Hose. Papa geht arbeiten. Vorzugsweise im Büro. Feuerwehrmänner und Polizisten bestreiten gerne Sachbücher, sind aber selten Papas. Mama kümmert sich um das Wohlergehen der “eineinhalb” Kinder und den Haushalt. Sobald sie halbtags arbeiten geht, bricht bei Papa und Kindern Chaos aus …

Zugegeben, meine Beschreibung ist überspitzt. Aber ich vermute, alle Eltern kennen diese Bücher. Sie dienen Kindern als Vorbild. Sie lernen daraus, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten, wie sie mit Freunden umgehen und warum das Seepferdchen wichtig ist. Alles spannende Dinge aus dem Alltag. Doch leider bieten diese Bücher eine ganze Reihe an Klischees, die von Kindern selbstverständlich aufgenommen werden. Sie prägen Meinungen über Familien und den Platz eines Menschen in unserer Gesellschaft.

Was mir fehlt, sind unterschiedliche Familienmodelle – Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien und Alleinerziehende. Mir fehlen Familien, die sich keine Häuser oder Stadtgeländewagen leisten können. Mir fehlen Kinder mit Behinderungen. Mir fehlen Frauen, die Technikverstand zeigen und Männer, die Harfe spielen. Mir fehlt eine Bandbreite an Hautfarben. Mir fehlen Kinder mit Krankheiten. Mir fehlen Mädchen mit kurzen und Jungs mit langen Haaren und Vieles mehr, was das echte Leben zu bieten hat!

Feuerwehrfisch springt aus dem Meer

Glücklicherweise nehmen Bücher mit diversen Inhalten zu, die sich Klischees entgegenstellen und Vielfalt beweisen wollen. Doch gibt es auch da eine Menge Tücken, wie ich festgestellt habe: Da werden Jungs zu ängstlich verhuschten Wesen, damit Mädchen mutiger wirken. Kinder, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, werden erst zum Außenseiter, zur Außenseiterin, um schließlich auf der letzten Buchseite (von anderen, aber auch von sich!) akzeptiert zu werden. Bis dahin wird aber ein völlig anderes Bild vermittelt. Nicht selten ist davon die Rede, dass diese Kinder „anders“ sind. In meinen Augen kann ein Kind nicht anders sein. Ein Kind ist wie es ist!

Ein weiterer Aspekt betrifft People of Color. Menschen mit dunkler Hautfarbe dienen oft als illustratives Beiwerk. Damit scheint das Thema Diversität auch schon abgehakt. In der Hauptrolle finden wir dann doch wieder das nette Mädchen mit blonden Zöpfen, das im heimischen Garten Purzelbäume schlägt und sich freut, wenn Papa nach einem langen Arbeitstag zum Abendessen nachhause kommt. Kurz gesagt: Mir fehlen vielfältige Kinderbücher, die ein positives Bild vom echten Leben zeichnen.

Mit dem Projekt Feuerwehrfisch stelle ich mich der Herausforderung, diese Geschichten zu erzählen. Mein Ziel ist es, Klischees und veraltete Rollenbilder zu vermeiden. Verschiedene Familienmodelle genauso selbstverständlich aufzunehmen, wie Menschen jeder Hautfarbe.

Mir ist bewusst, dass es eine Gratwanderung ist. Auch ich kann mich nicht ganz von Vorurteilen und gesellschaftlichen Normen befreien. Außerdem darf ich nicht alles ins Gegenteil verdrehen. Stellen Sie sich Geschichten vor, in denen Jungs – ohne Ausnahme – pinke Leggings tragen!

Ein kurzer Hinweis noch: Ich gehe in meinen Geschichten möglichst wenig darauf ein, wenn ich Situationen beschreibe, die von den Normen unserer Gesellschaft abweichen. Ein Beispiel: Wachsen in einer Geschichte Kinder bei zwei Müttern auf, verzichte ich bewusst darauf, das Modell einer Regenbogenfamilie zu erklären. Für die Handlung ist es nicht relevant, ob beide Elternteile männlich, weiblich, divers oder „gemischt“ sind. Sie sind einfach Eltern. Ich begrüße es aber sehr, wenn Eltern auf die daraus entstehenden Fragen ihrer Kinder eingehen. Ich wünsche nun viel Freude beim Lesen!
 – Fee
Fee Brandt